Aus Scientology aussteigen

Vorwort:
Viele ScientologInnen besuchen Seiten, die Scientology kritisch gegenüberstehen, wenn ihnen erste Zweifel an der Sekte kommen; vor allem, wenn sie bereits daran denken, auszusteigen. Meist bleiben sie nur darin, weil ihnen eingeredet wurde, dass sie außerhalb keine Chance auf ein zufriedenes Leben hätten und niemand ihnen helfen würde.
Aber das stimmt nicht: viele Menschen helfen Sektenaussteigern bei der Rückkehr in die Gesellschaft. Da Scientology seinen Mitgliedern nur wenig Kontakt zur Außenwelt erlaubt, der nicht der Rekrutierung neuer Mitglieder dient, kennen diese meist keine der Hilfseinrichtungen, die sie bei ihrem Ausstieg unterstützen könnten.

Diese Seite ist deshalb ein Verzeichnis für ScientologInnen, weniger für Menschen außerhalb der Sekte.

An ScientologInnen, die beginnen, an Scientology zu zweifeln (z.B. weil sie hier erfahren haben, was Scientology wirklich tut):

Wir wissen, dass euch erzählt wurde, es gäbe für euch keine Zukunft außerhalb von Scientology; euch wurde gesagt, ihr müsstet auf der Straße leben und drogenabhängig werden.

Wir wissen, dass euch erzählt wurde, ihr dürftet eure Familien und Freunde, die noch bei Scientology sind, nie wieder sehen.

Wir wissen, dass ihr Angst habt, Scientology zu verlassen, weil ihr kein Geld habt, weil ihr nicht wisst, wo ihr wohnen könnt und weil ihr nicht wisst, an wen ihr euch wenden könnt.

Wie vieles andere, was Scientology euch erzählt hat, ist auch davon nichts wahr.
Außerhalb der Sekte gibt es viele Menschen und Einrichtungen, die euch helfen können und das gerne tun, wenn ihr euch entscheidet, Scientology zu verlassen.

Eure Familie und eure Freunde

Scientology hat euch gezwungen, den Kontakt zu allen Menschen abzubrechen, die der Sekte kritisch gegenüberstehen, egal, wie viel sie euch bedeuteten. Diesen Menschen bedeutet ihr noch etwas und sie werden euch gerne helfen, wenn ihr sie darum bittet. Ruft sie an, geht vorbei, schreibt eine Mail. Ihr verliert dadurch nichts, sondern bekommt Verständnis und Hilfe.

Die Sektenberatungen

Sektenberatungen helfen Aussteigern; viele davon sind auf Scientology-Aussteiger spezialisiert. Sie bieten Betreuung, Beratung, vorübergehende Unterbringung, Rechtsberatung (Scientology hat in Deutschland noch keinen Gerichtsprozess gegen einen Aussteiger gewonnen, egal was euch intern erzählt wurde), Kontakte zu Polizei, Ex-Mitgliedern eurer Gruppe und anderen Netzwerken. Insbesondere für Aussteiger ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die nicht genug Geld für die Finanzierung der Rückreise haben, ist dies – neben euren Botschaften – eine der ersten Adressen.

Kontaktadressen für Berlin sind:

Die Sekten- und Psychogruppen Leitstelle Berlin (staatlich):
Bernhard-Weiß-Str. 6,
10178 Berlin-Mitte
030 90227 5574
Pfarrer Gandow – Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Heimat 27
14165 Berlin-Zehlendorf
030 815 7040
Weitere Sektenberatungsstellen finden sich hier: www.agpf.de

Die Polizei

Scientology versucht, ehemalige Mitglieder mit allen Mitteln zurückzuholen: Verfolgung, Telefonterror, Stalking. Das ist leider keine Horror-Story, sondern ein mehrfach dokumentierter Fakt. Stalking ist in Deutschland illegal und die Polizei geht dagegen vor.
In Berlin beschäftigt sich das LKA 5 mit Scientology, die Mitarbeiter kennen deren Vorgehensweise und wissen, was zu tun ist.

Platz der Luftbrücke 6
12101 Berlin
030 46640

Soziale Arbeit

Grundsätzlich könnt ihr euch immer an alle Stellen wenden, die SozialarbeiterInnen beschäftigen. Auch wenn die nicht direkt für die Betreuung von Sektenopfern zuständig sind, können sie sehr schnell einen Weg zu Hilfsstellen vermitteln. Solche Stellen findet ihr überall in den Zentren größerer Städte. In Berlin beispielsweise am Bahnhof Zoo, auf dessen Rückseite mit der Stadtmission und anderen Angeboten Obdachlosen geholfen wird.

Weglaufhaus

Das Weglaufhaus bietet wohnungslosen Menschen eine Unterkunft in einem antipsychiatrischen System. Dort wird euch – falls ihr tatsächlich Angst vor der Psychiatrie habt – geholfen, eine neue Existenz aufzubauen, Kontakte wiederherzustellen und die nötigen bürokratischen Formalitäten zu erledigen; vor allem wird euch eine Möglichkeit geboten, kurzfristig einen Platz zum Leben zu finden.

Kreutzigerstraße 18
10247 Berlin
030 9789 4450 (Einzelfallhilfe)
030 9789 4436 (Beratungsstelle)

Die Sozialämter

Deutschland ist ein Sozialstaat; das heißt, jeder hat ein Anrecht auf Hilfe vom Staat. Bei der Suche nach einer Wohnung, Arbeit und dem Erhalt von Geld für das Lebensnotwendige („Hilfe zum Lebensunterhalt“) hilft das jeweilige Sozialamt:
www.berlin.de

Kindernotdienst

Aussteigern mit Kindern und minderjährigen Aussteigern, deren Eltern Scientology nicht verlassen wollen, helfen spezielle Notdienste:

030 610061 (Kindernotdienst)
030 610062 (Jugendnotdienst)

Frauenhäuser

Für den Fall, dass Scientology versucht, Frauen mit Gewalt und durch sexuelle Ausbeutung festzuhalten, bieten auch Frauenhäuser eine Anlaufstelle. Für Berlin finden sich Frauenhäuser hier: www.berlin.de, aber es gibt sie auch in jedem andern Bundesland.

Hilfe bei der Krisenbewältigung

Viele Sektenmitglieder fallen kurz nach ihrem Ausstieg in ein tiefes Loch; ihnen fehlt das gewohnte soziale Umfeld, der strukturierte Tagesablauf, das klar definierte Ziel. Hierbei ist das Wichtigste: du bist nicht allein. Vielen anderen ging es ebenso wie dir. Jetzt leben sie ein besseres Leben außerhalb von Scientology und können dir helfen, diese Zeit zu überstehen.

Andere Ex-Mitglieder von Scientology kannst du im Ex-Scientology-MessageBoard finden: www.exscn.net
Hilfe bei der emotionalen Krisenbewältigung bekommst du – völlig anonym – bei den Krisentelefonen:
(nach Bezirken geordnet) www.berliner-krisendienst.de

3 Antworten to “Aus Scientology aussteigen”