06 | Über Scientology

Diese Seite soll eine Übersicht über die Gründung von Scientology, ihre Methoden und illegale Aktivitäten bieten. In dieser Zusammenfassung geht es nicht um den Glauben der Scientologen, weil dieser nicht Inhalt unserer Proteste ist. Wir sind der Meinung, dass jeder die Freiheit hat, seinen Glauben zu praktizieren – solange er anderen Menschen keinen Schaden damit zufügt.

Die Gründungsgeschichte

Im Jahr 1950 schrieb L. Ron Hubbard, der bis dahin Science-Fiction-Literatur geschrieben hatte, das Buch „Dianetik: Der Leitfaden für den menschlichen Verstand“, in dem er eine Technik beschrieb, wie sich der Mensch ohne Hilfe der Psychologie und Psychiatrie von allen Problemen befreien kann. Seine Methode fand schnell viele Anhänger, und überall in den USA bildeten sich Dianetik-Zirkel, in denen die Menschen sich gegenseitig zu heilen versuchten. Diese Heilmethode nennt sich „Auditing“, und jeder, der das Buch gelesen hatte, war in der Lage, andere Menschen zu auditieren.

Gemeinsam mit seiner Frau Mary Sue Hubbard und einigen begeisterten Dianetikern gründete L. Ron Hubbard im Jahr 1954 die „Kirche“ Scientology. Die Wissenschaft Dianetik wurde nun zu einer Religion, und man wurde nun nicht mehr allein durch Lesen des Buches dazu befähigt, ein Auditor zu werden, sondern musste vorher teure Kurse in den Scientology-Instituten nehmen.

Laut Hubbard sind die Ziele von Scientology „Eine Gesellschaft ohn Wahnsinn, ohne Kriminalität und ohne Krieg, wo die Fähigen im Wohlstand leben können und ehrliche Menschen Rechte haben, und wo en Mensch die Freiheit hat, höhere Ziele zu erreichen“.

Im Jahr 1977 wurde Mary Sue Hubbard wegen ihrer Teilnahme an „Operation Snow White“ (siehe unten) verurteilt.

Im Februar 1979 wurde Hubbard in Frankreich wegen Betruges zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt, trat diese Haftstrafe aber nie an.

L. Ron Hubbard lebte die letzten Jahre seines Lebens versteckt auf einer Ranch in Kalifornien, wo er am 24. Januar 1986 starb. Scientology behauptet, er habe seinen Körper „abgestoßen“, um geistige Forschung auf einem höheren Level zu betreiben, ohne von seiner sterblichen Hülle belastet zu werden, und dass er nun auf einem Planeten in einer weit entfernten Galaxie lebt.

Im Jahr 1987 übernahm David Miscavige, ein ehemaliger persönlicher Assistent von Hubbard, die Leitung von Scientology und ist bis heute der Vorsitzende der Kirche.

Scientology hat große Institute (Genannt „Orgs“, kurz für „Organisationen“) in Sussex (England), Hollywood, Clearwater (Florida) und Gold Base (Kalifornien) und zahlreiche kleinere Niederlassungen auf der ganzen Welt.

Mitgliederzahlen

Scientology behauptet, weltweit zwischen 7 und 15 Millionen Mitglieder zu haben, es wird aber angenommen, dass diese Zahlen weit übertrieben sind. Offizielle Zählungen haben folgende Zahlen ergeben:

  • 45.000 bis 55.000 Mitglieder in den USA (Stand: 2001)
  • 1,781 in England und Wales (2001)
  • 1,525 in Kanada (2001)
  • 282 in Neuseeland (2001)
  • 5,000-6,000 in Deutschland (2005)

Persönlichkeits-, IQ- und Stress-Tests

Scientology bietet „kostenlose Persönlichkeits- und IQ-Tests“ sowie „kostenlose Stress-Tests“ für alle Menschen an, die ein Scientology-Institut betreten. Diese Tests werden mit Hilfe eines E-Meters (ein Gerät, das laut Scientology eine ähnliche Funktion wie ein Lügendetektor hat) durchgeführt, das wissenschaftlich stark umstritten ist und laut FDA (Verbraucherschutzbehörde der USA) kaum verwertbare Ergebnisse liefert.

Bei diesen Tests weist das Ergebnis für gewöhnlich darauf hin, dass der Proband schwerwiegende Probleme hat, gegen die Scientology Abhilfe bieten kann – natürlich gegen Geld.

Zusätzlich zu diesen Persönlichkeitstests wirbt Scientology durch unabhängige Tochterunternehmen um Mitglieder.

Operation Snow White

Operation Snow White (zu deutsch: Operation Schneewittchen) ist der Name, den Scientology einem ihrer Projekte gab, dessen Ziel es war, unvorteilhafte Akten über Scientology und L. Ron Hubbard zu beseitigen. Zu diesem Zweck infiltrierten Mitglieder, allen voran Hubbards Frau Mary Sue, 136 Regierungsorganisationen, Botschaften und Konsulate sowie private Organisationen, die Scientology kritisch gegenüberstanden.

Operation Snow White war die größte Infiltration, die die US-Amerikanische Regierung je gesehen hat. Es waren bis zu 5.000 verdeckte Mitarbeiter beteiligt.

Im Jahr 1979 wurden Mary Sue Hubbard und zehn andere hochrangige Scientologen wegen Strafvereitelung, Einbruchs in Regierungsgebäude und Diebstahls von Dokumenten und Regierungseigentum verurteilt.

Als die Regierung wegen Operation Snow White ermittelte, kam auch Operation Freakout ans Licht.

Operation Freakout

Operation Freakout (zu deutsch: Operation Durchgedreht), auch Operation PC Freakout genannt, war ein geheimes Projekt von Scientology, dessen Ziel es war, die Autorin Paulette Cooper entweder ins Gefängnis zu bringen oder sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen.

Paulette Cooper ist Autorin des Buches „The Scandal of Scientology“ (Das Scientology-Skandal), das sich kritisch gegenüber Scientology äußert und und viele kontroverse Details aufdeckt.

Scientologen brachen in ihre Wohnung ein und entwendeten unter anderem Briefpapier mit ihren Fingerabdrücken darauf, mit dem sie dann unter Paulette Coopers Namen Bombendrohungen an Scientology schickten.

Konkrete Anweisungen an Scientologen waren außerdem, Paulette Cooper „auf jede erdenkliche Weise anzugreifen“ und „ihr Sexleben in allen Details zu veröffentlichen“. Ihre Nachbarn erhielten Briefe, in denen Cooper als Prostituierte beschrieben wurde.

Das Verfahren wegen der Bombendrohung wurde 1975 fallengelassen, aber erst im Herbst 1977 fand das FBI heraus, dass die Bombendrohungen von Scientology insziniert worden waren.

Mitgliedschaft und ihre Kosten

Es ist bei Scientology üblich, dass Mitglieder lange Verträge unterschreiben, bevor sie die Dienste von Scientology in Anspruch nehmen, im Gegensatz zu vielen etablierten religiösen Organisationen. In diesen Verträgen steht unter anderem, dass es Scientologen verboten ist, sich psychologischen oder psychiatrischen Behandlungen zu unterziehen, auch wenn sie ihnen von ihren Ärzten verschrieben werden.

Scientologen sind verpflichtet, für einen festen Satz von Beträgen (sogenannte „fixed donations“, festgelegte Abgaben) an Kursen, Übungen und Beratungssitzungen teilzunehmen. Die Preise für Auditings und andere Kurse der Kirche belaufen sich auf hunderte bis tausende von Euro.

Die meisten Einstigskurse, die 8 bis 16 Stunden dauern, kosten unter 100 US$ (ca. 70€). Um an weiterführenden Kursen, die erheblich teurer sind, teilzunehmen, muss man Mitglied der IAS (Internationale Gesellschaft der Scientologen) sein.

Es ist zwar möglich, Mitglied zu sein, ohne an Auditings oder weiterführenden Kursen teilzunehmen, aber auf diese Weise können keine höheren Levels erreicht werden.

Die Free Zone

Die Free Zone (Freie Zone) ist eine Gruppe von Menschen, die zwar den selben Glauben haben wie die Scientologen, aber unabhängig von der Kirche glauben und handeln.

Scientology versucht, solche „wilden“ Scientologen zu finden und sie davon abzuhalten, markenrechtlich geschützte Scientology-Materialien zu verwenden. Sie werden von Scientology als SPs („unterdrückende Personen“) bezeichnet, Feinde und Gegner der Kirche.

Scientology in Europa und Australien

Im Jahr 1960 wurde Scientology in drei Staaten von Australien verboten, nachdem der „Anderson Report“ gegen die Organisation ermittelt hatte.

In Europa versuchte Scientology in 1999, einen gemeinnützigen Status zu erwerben, der aber abgelehnt wurde, nachdem die Regierungen entschieden, dass die Aktivitäten von Scientology nicht zum Wohl der Allgemeinheit beitrugen.

In Deutschland wird Scientology als totalitäre Organisation angesehen und wird vom Verfassungsschutz beobachtet, weil der Verdacht besteht, dass Scientology die Menschenrechte seiner Mitglieder verletzt, die ihnen von der Deutschen Verfassung zugesprochen werden. Scientology legte Widerspruch gegen diese Beobachtung ein, aber das Oberverwaltungsgericht in Münster wies die Klage am 12. Februar 2008 zurück.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sagte im Dezember 2007, dass es die Ziele der Kirche für verfassungsfeindlich hielt und versuchen wolle, die Organisation verbieten zu lassen.

In Frankreich wird Scientology von der Regierung als gefährliche Sekte eingestuft.

In England, Deutschland und Kanada entspricht Scientology nicht den Anforderungen um als Religion oder Wohltätigkeitsverein angesehen zu werden.

Tarnorganisationen

Es gibt einige mehr oder weniger unabhängige Organisationen, die von Scientologen geführt werden und Lizenzgebühren zahlen um Scientology-Techniken verwenden zu dürfen. In einigen Fällen bekennen sich die Unternehmen nicht öffentlich zu ihrer Verbindung zu Scientology.

ABLE

Die „Association for Better Living and Education“ (Gesellschaft für die Verbesserung von Leben und Bildung) ist eine Schirmorganisation, die sechs soziale Programme von Scientology verwaltet.

  • Narconon, eine Organisation zur Rehabilitation von Drogensüchtigen
  • Criminon, ein Rehabilitationsprogramm für Gefängnisinsassen
  • Die „Weg zum Glück“-Stiftung, die Hubbards nicht-religiöse Lehren in der Welt verbreiten will
  • Applied Scholastics (Angewandte Lehre), ein Bildungsprogramm das auf Hubbards Lerntechniken beruht
  • Die Internationale Stiftung für Menschenrechte und Toleranz, die für Religionsfreiheit kämpft
  • Jugend für Menschenrechte International, die Jugendversion der obigen Stiftung

CCHR

Die Citizens Commission for Human Rights (Bürgerkommitee für Menschenrechte) ist eine Organisation, die „psychiatrischen Missbrauch“ aufdecken will. Scientology ist gegen jede Form der Psychatrie und behauptet unter anderem, dass alle Psychiater ihre Patienten mit Elektroschocks quälen.

WISE

Das World Institute of Scientology Enterprises (Weltinstitut der Scientologyunternehmen) ist eine weitere Schirmorganisation, zu der viele weitere Tochterunternehmen von Scientology gehören.

Eines der bekanntesten WISE Unternehmen ist Sterling Management Systems, das Hubbarts Management-„Techniken“ z.b. an Zahnärzte oder Chiropraktiker verkauft.

Scientology und Nachhilfeunterricht

In Deutschland bietet Scientology immer wieder Nachhilfeunterricht für Schüler an. In diesem Nachhilfeunterricht wird für gewöhnlich nicht an konkreten Fächern gearbeitet, stattdessen werden dem Schüler Bücher und Lernhilfen von L. Ron Hubbard nahe gelegt. Schon nach kurzer Zeit werden den Schülern Auditings angeboten, mit dem Ziel, sie auf die Lehren der Kirche vorzubereiten. Experten sehen diesen Nachhilfeunterricht lediglich als eine Methode an, neue Mitglieder für die Kirche anzuwerben.

Am 11. Februar 2008 lief auf RTL eine Reportage über diesen Nachhilfeunterricht: (Teil 1|Teil 2)